Nachhaltigkeitspolitik der EU als Chance für Schweizer Firmen
Die Analyse unserer Kollegen in Brüssel ist klar: Die EU wird in den nächsten Jahren das Thema Nachhaltigkeit mit Hochdruck vorantreiben. Während in den meisten anderen Politikfeldern die EU intern gespalten ist und keinen internationalen Führungsanspruch geltend machen kann, sieht sie in der Nachhaltigkeitspolitik die Möglichkeit, geeint voranzugehen, internationale Standards zu setzen und der eigenen Wirtschaft einen Vorteil zu verschaffen. Nachhaltigkeitspolitik ist für die EU deshalb nicht nur ein Instrument, um die Bedeutung der EU intern und international zu stärken, sondern gleichzeitig auch ganz profane Industriepolitik. Mit dem Ukraine-Krieg bekommt die Nachhaltigkeitspolitik zudem noch eine sicherheitspolitische Dimension: Reduktion der Abhängigkeit von importierten Rohstoffen.
Die meisten Schweizer Unternehmen können sich dieser Entwicklung nicht entziehen. Aufgrund der engen wirtschaftlichen Verflechtung mit dem EU-Markt müssen sie die von der EU festgelegten Standards in der Nachhaltigkeit selbst dann berücksichtigen, wenn sie selbst nicht direkt wirtschaftlich in der EU tätig sind. Schweizer Unternehmen, die diese Standards nicht erfüllen können oder wollen, riskieren, den Zugang zum EU-Mark zu verlieren bzw. als Handelspartner und Zulieferer für EU-Unternehmen nicht mehr in Frage zu kommen. Die Erfüllung dieser EU-Standards treibt aber auf der anderen Seite die Produktionskosten für Schweizer Unternehmen in die Höhe, zumal ausserhalb des EU-Markts weiterhin divergierende Standards gelten werden. Für Schweizer Unternehmen ist es deshalb zentral, sich frühzeitig auf diese Entwicklung vorzubereiten und eine eigene Strategie im Umgang mit der Nachhaltigkeitspolitik der EU festzulegen.
Wohin die Reise geht, zeigt ein Blick auf die laufenden Projekte im Bereich Nachhaltigkeit:
EU Taxonomy: Klassifizierung von Wirtschaftstätigkeiten in "nachhaltig" und "nicht nachhaltig"
EU Green Deal & Fit for 55: insgesamt 14 neue Vorschläge zur CO2-Reduktion in allen Branchen bzw. Politikfeldern
Kreislaufwirtschaft: Vorgaben insbesondere in der Bau- und Textilwirtschaft sowie gegenüber den Konsumenten
Unternehmensberichterstattung: neue Standards und Anforderungen für eine transparente Nachhaltigkeitsberichterstattung
Sorgfaltspflicht bei den Lieferketten: je nach Grösse und Exponiertheit müssen Unternehmen die Erfüllung der Nachhaltigkeitsstandards in ihren Lieferketten nachweisen
Nachhaltige Finanzprodukte: Vermögensverwalter, Banken und Versicherungen müssen bei ihren Produkten, ihren Aktivitäten und ihren Kunden Nachhaltigkeitsstandards erfüllen
Für die meisten Schweizer Unternehmen ist es kaum eine Option, dem EU-Markt den Rücken zu kehren, um die Erfüllung der EU-Vorgaben punkto Nachhaltigkeit zu vermeiden. Um als Schweizer Firma nicht einen Wettbewerbsnachteil zu erleiden, sondern gar von der Entwicklung zu profitieren, bleiben vor allem eine Stossrichtung zielführend: Die eigene Produktion und Tätigkeit frühzeitig auf die anstehenden Nachhaltigkeit-Vorgaben anpassen und, wo immer möglich, als erste Best Practice und technische Prototypen entwickeln. So können Schweizer Unternehmen ihren Marktanteil nicht nur halten, sondern gar ausbauen. BOLDT und hjb unterstützen Sie gerne bei dieser Arbeit mit ihrem Angebot Public Affairs EU/Schweiz.